Pierre sah den Berg hinauf, über die notdürftig geflickten Dächer hinweg bis zur Burgruine, die alles überragte. Ein zauberhafter Ort, dachte er, so friedlich und still. Und das mitten im Luberon, wo man kaum noch einen Schafstall unter einen halben Million Euro ergatterte.
Aus: Provenzalischer Rosenkrieg

Ich muss gestehen, dass ich das an der nördlichen Seite des Petit Luberon liegende Dorf lange übersehen habe. Zu präsent sind die benachbarten Orte Ménerbes, Bonnieux oder Lacoste. Doch der Hinweis eines Einheimischen machte mich neugierig. In Oppède-le-Vieux lerne man noch die authentische Provence kennen. So, wie sie früher einmal gewesen sei, bevor die Bewohner ihre Häuser verließen und ins Tal zogen. Und tatsächlich: Zwischen liebevoll restaurierten Gebäuden und Ruinen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Das Dorf ist für Besucher nur zu Fuß erreichbar. Der Weg führt vom Parkplatz durch eine terrassierte Gartenanlage und an Steinhäusern entlang zum Dorfplatz. Hinter dem Torbogen liegen bewohnte Häuser neben Ruinen, es ist ein mystischer Ort mit einer ganz besonderen Ausstrahlung. Wer dem Pfad folgt und die verwitterten Stufen zur Kirche Notre-Dame-d’Alidon erklimmt, wird mit einem traumhaften Blick über das Tal belohnt.

Ein Blick, den sicher auch die Künstler zu schätzen wussten, die Oppède-le-Vieux Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts für sich entdeckten und die dem Dorf neues Leben einhauchten. Eine von ihnen war die Malerin und Bildhauerin Consuelo, Ehefrau des berühmten Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry, die sich während des zweiten Weltkrieges hier versteckte.

Das künstlerische Flair jener Zeit spiegelt sich auch im einzigen Restaurant des Ortes wieder, dem Le Petit Café. Das Mobiliar auf der Terrasse ist bunt zusammengewürfelt, farbenfrohe Sonnenschirme machen gute Laune. Auf der Speisekarte stehen traditionelle Gerichte, die mit frischen saisonalen Produkten aus der Region zubereitet werden.

Auch Pierre hat das Café besucht, allerdings nur zu Ermittlungszwecken. Dafür wirft er einen Blick ins wirklich sehenswerte Innere:

Er überquerte die menschenleere, eng möblierte Terrasse, schlängelte sich durch die Reihen bunt zusammengewürfelter Stühle und Tische vorbei zum Eingang – einer grün lackierten, von Rosenranken umrahmten Sprossentür – und drückte die Klinke herunter. Drinnen herrschte ein buntes Sammelsurium aus verschiedenfarbigen Möbeln und Erinnerungsstücken. Der Inhaber schien ein Fan von Oldtimern zu sein. An den Deckenbalken waren Schilder verschiedener Rallayes und Clubs angebracht – vom Coupe des Alpes, der Rallaye des Vignobles oder einem Rennen vom Club Bugatti France.
Aus: Provenzalischer Rosenkrieg

Mein Tipp:

Das panier des saveurs provençales ist eine tolle Zusammenstellung provenzalischer Köstlichkeiten und perfekt zum Apéritif oder als Snack für zwischendurch.